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Überblick zur Geschichte des Kombinates Robotron
Zusammengestellt durch Frau Dr. Kretschmer
Das Kombinat Robotron wurde nach einer längeren Vorbereitungsphase zum 1.April 1969 gegründet. Der VEB Kombinat Robotron, dem die Entwicklung, Erzeugung und der Vertrieb von Datenverarbeitungsanlagen obliegen sollte, wurde aus folgenden Betrieben und Instituten gebildet:
Der VEB Rafena-Werke Radeberg wurde unter dem Namen VEB Robotron-Elektronik Radeberg zeitweilig zum Stammbetrieb des VEB Kombinat Robotron. über die Entstehung des Namens Robotron kann man auf der Seite zur Entstehung des Kombinates nachlesen. Aus dem
entstand das Großforschungszentrum (GFZ) des Kombinates. Bis 1970 erfolgte hier die Entwicklung der EDVA R21, deren Produktion nach kurzer Zeit zugunsten der ESER Anlage EC1040 eingestellt wurde. Zum 1.1.1974 wurde das Großforschungszentrum zum VEB Robotron-Zentrum für Forschung und Technik (ZFT) als eigenständiger Kombinatsbetrieb umgebildet. Eine Übersicht über die Zweigbetriebe ist hier zu finden. Der VEB Kombinat Robotron war u.a. auch verantwortlich für die Organisierung der Forschung auf dem Gesamtgebiet der Datenverarbeitung sowie für die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion bei der Schaffung eines einheitlichen Systems elektronischer Rechentechnik (ESER) und die Produktion und den Vertrieb von Zentraleinheiten, Geräten der ersten Peripherie und Erzeugnissen der Prozeßrechentechnik und der Nachrichtenübermittlung. Das Kombinat war weiterhin für den Vertrieb konventioneller Büromaschinen, auch des Kombinates Zentronik zuständig. Ihm oblag außerdem die Generalauftragnehmerfunktion für Datenverarbeitungssysteme, Verkauf, Applikation und Service. Ursprünglich war vorgesehen, den Rückstand, den die DDR- Computerproduktion im Vergleich zu westlichen Industrienationen sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht aufwies, bis 1975 auszugleichen. Zu diesem Zweck wurde die wirtschaftliche Organisation führender westlicher Computerherstellter analysiert und ein daran angelehntes Konzept entworfen. Die Entwicklung der neuen Industrie basierte vor allem auf vier Großbaustellen. Deren Koordinierung stellte eine enorme Kraftanstrengung dar. Allein die beiden Vorhaben in Dresden, das Großforschungszentrum im Stadtzentrum und die Produktionsstätten in Dresden Gruna waren für die gleichzeitige Neuorganisation eines ganzen Industriezweigs eine exorbitante Herausforderung. Am 3. Oktober 1969 erfolgte der erste Baggeraushub für den neuen Produktionsbetrieb. Die Grundsteinlegung zu dem als Bezirksjugendobjekt deklarierten Betrieb erfolgte am 26. Juni 1970. Der erste Abschnitt der neuen Produktionshalle konnte am 1.4.1971 in Betrieb genommen werden. Mit viel propagandistischem Aufwand wurde bereits am 18. Juni 1971 mit der neuen Zentraleinheit R21, die in Karl-Marx-Stadt entwickelt worden war und die nun in Dresden-Gruna produziert wurde, eine Grußadresse an den VIII. Parteitag der SED gerichtet. Das Kombinat Robotron stellte nicht nur elektronische Datenverarbeitungsanlagen her. Die Anzahl der unter Robotron firmierenden Betriebe stieg stetig. Eine besonders umfangreiche Reorganisation der Branche erfolgte ab 1978. Mit der Auflösung des Kombinates Zentronik per 31.12.1977 wurden dessen Betriebe (d.h. die gesamte Büromaschinenindustrie der DDR) ab 1. Januar 1978 in das Kombinat Robotron eingegliedert. 1979 wurde auch der Betrieb VEB RFT Meßelektronik Dresden in das Kombinat Robotron überführt (MKD). Mit der Verlagerung des Innovationspotenzials des wissenschaftlich- technischen Fortschritts in den Bereich der Mikroelektronik wurde die Computerproduktion in der DDR vor völlig neue Aufgaben gestellt. Die Miniaturisierung der Rechner rückte in den Vordergrund, dezentrale Anwendungen erlangten größere Bedeutung. Mit dem "Mikroelektronikbeschluss" des ZK der SED von 1977 sollte diesem wirtschaftspolitischem Schwerpunkt Rechnung getragen werden. Daraufhin wurde 1978 das Kombinat Mikroelektronik in Erfurt gegründet. Auf Basis der in Erfurt produzierten 8-bit CPU U808 entstanden seit 1977 bei Robotron der Mikrorechner ZE1 und das Mikrorechnersystem K1510, später auf Basis des U880 das Mikrorechnersystem K1520. Der Prozessor U880, ein Nachbau des Zilog 80, wurde in der DDR in Größenordnungen verbaut. Bis weit in die 80er Jahre hinein war er der Standardschaltkreis für die Bürocomputer der Serien A 5100 und u.a. auch für den gegen Ende der DDR weit verbreiteten Personalcomputer PC1715. Mit der preiswerten Massenproduktion schien nun auch die Möglichkeit gegeben, Computer für den privaten Gebrauch herzustellen. Allerdings setzte sich dieser Trend erst in den 80er Jahren durch. So wurde ab 1985 z.B. der Mikrorechnerbausatz Z1013 aus dem VEB Robotron-Elektronik Riesa (RER) verkauft. Die Mikrorechnersysteme K1510 und K1520 fanden in allen Bereichen der DDR- Volkswirtschaft Anwendung, so u. a. in Bankenterminals oder als Fahrkarten- und Auskunftsterminals der Reichsbahn. In dieser Funktion dürften sie den meisten DDR-Bürgern bekannt geworden sein. Dem neuen Stellenwert der Software geschuldet, wurde der Bereich Anwendersoftwareentwicklung und -applikation aus dem VEB Robotron Zentrum für Forschung und Technik als selbständiger Betrieb VEB Robotron-Projekt Dresden (RPD) ausgegründet. Seit 1.7.1984 war dem Betrieb die Leitfunktion in der Softwareproduktion der DDR übertragen worden. Als Arbeitsgebiete waren Datenbankbetriebssysteme, Kommunikationslösungen, Mathematische Verfahren, Softwarebausteine und -tools sowie Compiler für höhere Programmiersprachen festgelegt. Außerdem waren komplexe Anwendungssysteme nach Kundenwünschen auszuführen z.B. im Bankwesen, für Hotels oder auf Gebieten der metallverarbeitenden Industrie. Das Kombinat Robotron war 1989 mit 21 Betrieben das größte Industriekombinat der DDR, mit über 67000 Beschäftigten. Die Produktionspalette umfaßte EDV-Anlagen, Rechnersysteme, Datenerfassungsgeräte, Büro-, Personal- und Arbeitsplatzcomputer, Meß-, Schreib-, Richtfunk- und Zeichentechnik sowie Software, Unterhaltungselektronik (Fernseher, Radioempfänger, Plattenspieler) und andere Konsumgüter. Kernstück der wirtschaftlichen Tätigkeit blieb die Herstellung von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen jeder Größenordnung. Hier war Robotron praktisch Alleinhersteller in der DDR. Erst gegen Ende der 80er Jahre wurden auch in anderen Betrieben Computer serienmäßig hergestellt. Volkswirtschaftlich von großer Bedeutung war bis zum Ende der DDR die Produktion von Großrechnern (in den 80er Jahren EC1055, EC1057), die größten Teils in die UdSSR exportiert wurden und als Äquivalent zu den sowjetischen Erdöl- und Erdgaslieferungen dienten. |
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